Covid-19-Impfstoffe: Gibt es eine genetische Prädispositionen für Thrombosen?

Covid-19-Impfstoffe: Gibt es eine genetische Prädispositionen für Thrombosen?

Last Updated on April 2, 2021 by Joseph Gut – thasso

02. April 2021 – Jüngste Berichte aus dem Vereinigten Königreich (UK) und aus der gesamten Europäischen Union (EU) haben gezeigt, dass der von AstraZeneca hergestellte Impfstoff gegen SARS-CoV-2 (Verursacher der Covid-19 Krankheit) den Ursprung für die Entwicklung einer sehr seltenen Art von Thrombosen (Blutgerinnseln) darstellt, welche mit Thrombozytopenie (niedrige Blutplättchenzahl) bei geimpften Personen assoziiert sind.

Diese Berichte haben dazu geführt, dass die Regierungen einer Reihe von Ländern der EU die allgemeinen Impfkampagnen für ihre jeweiligen Bevölkerungsgruppen mit dem Impfstoff von AstraZeneca (d.h., Covid-19-Impfstoff (ChAdOx1-S [rekombinant]) vorübergehend eingestellt haben. Im weiteren wurde eine Verlangsamung von Zulassungsverfahren durch andere Behörden wie die FDA oder Swissmedic und eine Verzögerung des Beginns von Impfkampagnen in einigen Ländern weltweit, wie beispielsweise in Thailand, festgestell

Der Covid-19-Impfstoff (ChAdOx1-S [rekombinant] wurde Ende Januar 2021 von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) zugelassen. In den folgenden Wochen wurde berichtet, dass der Impfstoff bei einigen geimpften Personen eine mit Thrombozytopenie verbundene Thrombose, genauer gesagt eine zerebrale venöse Sinusthrombose (CVST) verursachen kann. Auf Grund der durch die Pharmakovigilanz erhältlichen Fallzahlen hat Thrombosis Canada, eine Organisation, die sich der Aufklärung und Sensibilisierung für thrombotische Erkrankungen widmet, geschätzt, dass diese Blutgerinnsel bei etwa 1 von 250.000 bis 1 von 500.000 geimpften Personen auftraten.

Im Gegensatz dazu müssen wir hier verstehen, dass Patienten mit schwerer Covid-19-Krankheit im Vergleich dazu ein viel höheres Risiko haben, Blutgerinnsel zu entwickeln. Dies liegt bei etwa 1 von 20 Personen welche aufgrund der schweren Form der Krankheit im Krankenhaus sind, und bei etwa 1 von 100 Personen, die eine harmlosere Form der Covid-19-Krankheit haben, sich aber nicht in Krankenhaus befinden. Im Gegensatz dazu zeigen genauere Analysen in der Allgemeinbevölkerung hingegen, dass die Häufigkeit des Auftretens einer spontanen Thrombose im Bereich der Häufigkeit liegt, die hier bei Personen gefunden wurde, die mit Covid-19-Impfstoff (ChAdOx1-S [rekombinant] geimpft wurden.

Alle diese Beweise in einer Risiko-Nutzen-Analyse zusammengenommen würden zu diesem Zeitpunkt darauf hindeuten, dass das Risiko einer Thrombose bei Personen nach Covid-19-Impfstoff (ChAdOx1-S [rekombinante] Impfung minimal ist. Angesichts dieser Überlegungen ist es nicht verwunderlich, dass die EMA am 19. März 2021 entschieden hat, dass der Covid-19-Impfstoff (ChAdOx1-S [rekombinant] immer noch als sicher angesehen werden und dass sein Nutzen sein Risiko bei weitem überwiegt.

In diesem Zusammenhang könnte es auch nicht nur für klinische Forscher und Ärzte, sondern auch für die breite Öffentlichkeit von besonderem Interesse sein, dass in der Allgemeinbevölkerung eine vererbte genetische Variation der Blutgerinnung (d.h. Hyperkoagulabilität) auf der Grundlage einer Mutation des Faktor V Leiden (rs6025 oder F5 p.R506Q) besteht. Faktor V Leiden (rs6025 oder F5 p.R506Q) ist eine Variante (mutierte Form) des menschlichen Faktors V (eines von mehreren Proteinen, die an der Blutgerinnung beteiligt sind). Aufgrund dieser Mutation kann Protein C, ein gerinnungshemmendes Protein, das normalerweise die Gerinnungsaktivität von Faktor V hemmt, nicht normal an Faktor V binden, was zu einem hyperkoagulierbaren Zustand führt, d.h. zu einer erhöhten Tendenz zur Bildung möglicherweise schädlicher Blutgerinnsel bei betroffenen Patienten. Faktor V Leiden ist die häufigste erbliche Hyperkoagulabilitätsstörung unter ethnischen Europäern.

Faktor V Leiden ist jedoch nicht der einzige prädisponierende Faktor für die Tendenz zur vererbten Gerinnung, der zusammen als vererbte Thrombophilie bezeichnet wird. Zumindest die Mutation G20210A im Prothrombin-Gen (die etwa 3 bis 7% der Bevölkerung betrifft) und Mutationen in den Genen für Protein C, Protein S, und Antithrombin (die jeweils weniger als 1% der Bevölkerung betreffen). Angesichts der Häufigkeit dieser genetischen Variationen der Gerinnungsfaktoren in der Allgemeinbevölkerung einerseits und andererseits der relativ geringen Häufigkeit unerwünschter Gerinnungsereignisse, die bisher als Folge der Impfung von Personen mit Covid-19-Impfstoff (ChAdOx1-S [rekombinant] aufgetreten sind, bleibt abzuwarten, wie Covid-19-Impfstoff (ChAdOx1-S [rekombinant] spezifisch eine zerebrale venöse Sinusthrombose (CVST) auslösen könnte. Eine neueste, in der Vorab-Version vorliegende Studie zeigt, dass eine mögliche Beteiligung der Heparin-induzierten Thrombozytopenie (HIT) am Auftreten der CVST vorstellbar ist. HIT tritt normalerweise auf, wenn Patienten die Substanz Heparin als Gerinnungshemmer verabreicht wird. In den Fällen der CSTV nach den Impfungen mit Covid-19-Impfstoff (ChAdOx1-S [rekombinant] waren jedoch keine Heparin-Gaben im Spiel. Es bleibt also weiterhin offen, wie die obigen genetischen Risikofaktoren diesen “Adverse Outcome Pathway” (AOP) aktivieren könnten. Die noch wenig verstandene Erkrankung (d.h., unerwünschter adverser Effekt) wird als Vaccine-Induced Prothrombic Immune Thrombocytopenia (VIPIT) bezeichnet.

Angesichts dieser Unbekannten erscheint es vernünftig, dass Menschen Impfungen gegen Covid-19 erhalten, einschließlich des von AstraZeneca hergestellten Impfstoffs, der immer noch als sicher angesehen werden kann. Die Vorteile der Vorbeugung von Blutgerinnseln und anderen durch Covid-19 verursachten Krankheiten überwiegen bei weitem alle möglichen Risiken. Vor der Impfung mit dem Produkt von AstraZeneca sollten jedoch die folgenden Personengruppen, die Impfungen gegen Covid-19 erhalten sollen, die folgenden möglichen Risikofaktoren zuerst mit ihrem behandeltem Arzt besprechen: 1) Personen mit einem früheren Blutgerinnsel, 2) Personen mit einem Familienmitglied, das ein Blutgerinnsel entwickelt hat, 3) Personen mit einer erblichen Gerinnungstendenz (z. B. Faktor V Leiden-Mutation), und 4) Personen, die blutverdünnende Medikamente erhalten. In diesen Fällen könnte (oder müsste) ein alternativer Impfstoff in Betracht gezogen werden.

Erfahren Sie hier kurz einige Grundlagen zur cerebralen Venensinusthrombose (CVST):

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Professor in Pharmakologie und Toxikologie. Experte in theragenomischer und personalisierter Medizin und individualisierter Arzneimittelsicherheit. Experte in Pharmako- und Toxiko-Genetik. Experte in der klinischen Sicherheit von Arzneimitteln, Chemikalien, Umweltschadstoffen und Nahrungsinhaltsstoffen.