Alzheimer: Stehen wir am Beginn einer neuen Behandlungs-Ära?

Alzheimer: Stehen wir am Beginn einer neuen Behandlungs-Ära?

Last Updated on December 28, 2023 by Joseph Gut – thasso

27 Dezember 2023 – Die Alzheimersche Krankheit ist eine neurodegenerative Erkrankung des Menschen, die in ihrer häufigsten Form bei Personen über dem 65. Lebensjahr auftritt und durch zunehmende Demenz gekennzeichnet ist. Sie ist für ungefähr 60 Prozent der weltweit etwa 25 Millionen Demenzerkrankungen verantwortlich.[1] Die Alzheimer-Krankheit die Alzheimer-Demenz wird umgangssprachlich oft kurz als “Alzheimer“bezeichnet.

Die Alzheimer-Krankheit kann derzeit nicht geheilt werden. Die Patienten leiden an einer über die Zeit  zunehmenden Formation und Ablagerung von β-Amyloid-Plaques im deren Gehirn. Der einzige Wirkstoff, der durch Bindung an das pathologische Beta-Amyloid im Gehirn eine kausale Therapie der Alzheimer-Erkrankung anstrebt, ist der monoklonale Antikörper Aducanumab. Er erhielt von der FDA nach kontroverser Diskussion eine Zulassung, die EMA dagegen lehnte die Zulassung ab.

Die positive Wirkung der derzeit zur Demenzbehandlung zugelassenen Medikamente auf bestehende Symptome ist nur relativ gering, sie können das Voranschreiten der Erkrankung nicht stoppen. Im Jahre 2006 wurde von der Amerikanischen Vereinigung für Geriatrische Psychiatrie ein Konsenspapier zur Alzheimer-Behandlung veröffentlicht. Nach einer präklinischen Studie der Case Western Reserve University vom Februar 2012 konnte das Chemotherapeutikum Bexaroten bei Mäusen bis zu 75 % der β-Amyloid-Plaques auflösen und auch Symptome der Krankheit, wie den Gedächtnisverlust, revidieren. Nachfolgende präklinische Human-Versuche anderer Forschungsgruppen konnten die vielversprechenden Ergebnisse nicht bestätigen jedoch nicht bestätigen, und so  wurde Bexaroten ist nie zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit zugelassen. Jahrzehntelang gab es in der Alzheimer-Forschung nur Frust, nur Hoffnungslosigkeit: Eine Medikamenten-Studie nach der anderen scheiterte. Es gab keinen Fortschritt in der Behandlung von Kranken. Wer die Diagnose erhielt, wusste: Mir kann keiner mehr helfen.

Doch jetzt endlich gibt es Hoffnung welche sogar den Beginn einer neuen Ära in der Behandlung der Alzheimer-Krankheit darstellen könnte. Es handelt sich dabei um heilende oder krankheitsmodifizierende Antikörper, welche sich gegen das Amyloid Beta-Protein richten. Letzteres bildet, unter anderem, die β-Amyloid-Plaques im Gehirn von Alzheimer Patienten. Obwohl die Ursache der Alzheimer-Krankheit weiterhin unbekannt ist, haben Fortschritte beim Verständnis der Amyloid-Pathologie einen möglichen Zusammenhang zwischen der Menge der im Gehirn abgelagerten Amyloid-Plaques und der Entwicklung der Alzheimer-Krankheit aufgezeigt.

Einer der beiden angesprochenen Antikörpern, Lecanemab, auf dem Markt unter dem Namen Leqembi, ist ein monoklonaler anti-Amyloid Beta Antikörper.Lecanemab erhielt im Januar 2023 die beschleunigte Zulassung für medizinische Zwecke in den Vereinigten Staaten[5] und wurde im Juli 2023 von der FDA vollständig zugelassen. Er wird über eine intravenöse Infusion verabreicht, und  zu seinen häufigsten Nebenwirkungen  gehören , infusionsbedingte Reaktionen und Amyloid-bedingte Bildstörungen, eine Nebenwirkung, die bekanntermaßen bei der Klasse der gegen Amyloid gerichteten Antikörper auftritt.

Der zweite dieser Antikörper, Donanemab (auch bekannt als N3pG), ist ein in Mäusen produzierter Antikörper, der ebenfalls auf das abnormale Amyloid Beta (Aβ)-Protein abzielt. Er befindet sich gegenwärtig in klinischen Phase-III-Studien, um festzustellen, ob er das Fortschreiten der frühen Alzheimer-Krankheit verlangsamt. Die erzielten Ergebnisse sind von grosser Bedeutung, da derzeit  außer mit  Lecanemab keine Heilung oder krankheitsmodifizierende Behandlung für die Alzheimer-Krankheit bekannt ist. Donanemab hat in seinen ersten Versuchender der klinischen Entwicklung positive Ergebnisse gezeigt, und gilt neben Lecanemab als vielversprechende mögliche Behandlung der Alzheimer-Krankheit. So stellte man fest, dass bei Patienten, die Donanemab bekamen,  sich die Verschlechterung der Krankheit durchschnittlich um 22 Prozent verlangsamte. Bei Patienten, die das Medikament in einem frühen Krankheits-Stadium zu sich nahmen, waren es sogar bis zu 60 Prozent.

Diese Therapien, für die man im neuen Jahr eine Zulassung in weiteren Ländern außerhalb der USA erwartet, machen wirklich Hoffnung für Alzheimer-Patienten und deren behandelnden Ärzten. Das ist ein absoluter Meilenstein, denn dahintersteckt ein ganz neuer Ansatz. Wir sehen hier eine ganz neue Generation von Medikamenten, welche gezielt einen vermuteten Mechanismus der Entstehung der Alzheimer-Krankheit attackieren (im Englischen unter dem Schlagwort “Targeted Medicine” bekannt). Der Effekt auf das Fortschreiten der Symptome ist zwar noch begrenzt, aber mittlerweile sind über 100 dieser Arzneien basierend auf dem Konzept hinterLecanemab und Donanemabin der Entwicklung. Das ist der Beginn einer neuen Ära in der Alzheimer-Therapie.

Thasso hat schon früher ein paar Aspekte zur Alzheimer-Krankheit, deren Genetik und deren ethnischen Risiko-Unterschiede besprochen (sie mögen da und da hingehen, danke).

Sehen Sie hier ein paar Worte zur Alzheimer-Krankheit aus dem Leben gegriffen, und der daraus hervorgehenden Notwendigkeit wirksamer neuer Medikamente:

 

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Professor in Pharmakologie und Toxikologie. Experte in theragenomischer und personalisierter Medizin und individualisierter Arzneimittelsicherheit. Experte in Pharmako- und Toxiko-Genetik. Experte in der klinischen Sicherheit von Arzneimitteln, Chemikalien, Umweltschadstoffen und Nahrungsinhaltsstoffen.

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