Sind isometrische Übungen die wirksamste Methode um den Blutdruck zu senken?
Last Updated on July 31, 2023 by Joseph Gut – thasso
30. Juli 2023 – Die arterielle Hypertonie, oft verkürzt auch Hypertonie oder im täglichen Sprachgebrauch Bluthochdruck genannt, ist ein Krankheitsbild, bei dem der Blutdruck des arteriellen Gefäßsystems chronisch erhöht ist. Nach Definition der WHO gilt beim erwachsenen Menschen ein systolischer Blutdruck von mehr als 140 mmHg und/oder ein diastolischer Blutdruck von mehr als 90 mmHg als Hypertonie. Die Krankheitshäufigkeit (Prävalenz) der arteriellen Hypertonie ist in den Industrieländern seit den 1980er Jahren konstant hoch. Sie liegt bei 10–50 % der Gesamtbevölkerung, wobei die Häufigkeit mit dem Alter deutlich ansteigt. Über 20 % der Mitteleuropäer haben einen stark erhöhten systolischen Blutdruck von über 160 mmHg, bei den über 80-Jährigen liegt dieser Anteil sogar bei 30 %. Damit ist sie einer der häufigsten Beratungsanlässe in einer allgemeinmedizinischen Praxis.[6] Die arterielle Hypertonie tritt jedoch auch bei Jüngeren auf. In der Altersgruppe der 25- bis 29-Jährigen ist der Druck in den Gefäßen bei etwa jeder zehnten Frau und etwa jedem vierten Mann zu hoch. Bluthochdruck gilt – neben Diabetes mellitus einschließlich Folgeerkrankungen, zu denen oft auch Bluthochdruck gehört, Tabakrauchen und Hypercholesterinämie – als einer der „vier großen Risikofaktoren“.
Zur Therapie, bei hohem kardiovaskulären Risiko werden auch schon bei normalen Blutdruckwerten Blutdrucksenker eingesetzt. Nach dem 65. Lebensjahr soll der Blutdruck nicht mehr unter 130/80 gesenkt werden. Nach dem 80. Lebensjahr wird eine medikamentöse Therapie erst ab einem systolischen Druck von 160 mmHg empfohlen. Blutdrucksenker der ersten Wahl sind: a) ACE-Hemmer / Angiotensin-1-Rezeptor-Antagonisten (Sartane) welche durch Hemmung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems gefäßerweiternd und entwässernd wirken, b) Diuretika, bevorzugt vom Thiazid-Typ, über eine vermehrte Flüssigkeitsausscheidung in der Niere eine Volumenverminderung im Gefäßsystem und in der Folge ein Absinken des Blutdrucks bewirken, und c) Kalziumantagonisten vom Dihydropyridin-Typ welche den Gefäßtonus in den Arterien vermindern.
Als Alternative zur Blutdruck-Senkung mittels Arzneimitteln hat sich vor kurzem eine nicht-medikamentöse Alternative aufgetan, welche sich aus der Sport-Metaanalyse ergibt: Danach sollen isometrische Übungen (Training) die wirksamste Methode sein, um erhöhten Blutdruck ohne Arzneimittel nachhaltig zu senken. Dies geht aus einer gepoolten Datenanalyse klinischer Studien hervor, die soeben im British Journal of Sports Medicine veröffentlicht worden ist.
Daneben scheinen auch Ausdauertraining (aerobes Training), dynamisches Widerstandstraining wie Kniebeugen, Liegestütze und Hanteltraining sowie hochintensives Intervalltraining, kurz HIIT (episodische kurze Trainingseinheiten mit hoher Intensität, unterbrochen von kurzen Erholungsphasen mit geringerer Intensität) gegen Hypertonie wirksam zu sein.
Die in der erwähnten Studie erfassten Ergebnisse bieten gemäss den Autoren einen umfassenden, datengestützten Rahmen zur Entwicklung neuer Trainingsempfehlungen zur Prävention und Behandlung der arteriellen Hypertonie. Dabei handelt es sich bei isometrischem Training, auch statisches Training genannt, um eine spezielle Form des Krafttrainings. bei welcher Muskeln unter Spannung gehalten werden, ohne Bewegung der Gelenke. Im Gegensatz zu den meisten Kraftübungen, bei denen sich Muskeln durch eine Kontraktion verkürzen oder verlängern, bleibt die Länge der Muskeln bei isometrischen Übungen konstant. Die Muskelkontraktion wird für eine bestimmte Zeitdauer gehalten, normalerweise für 10 bis 60 Sekunden, je nach Fitnesslevel und nach Übung. Im Sport gilt das isometrische Training als effektive Möglichkeit, die Muskelkraft zu verbessern und gleichzeitig die Gelenke zu schonen.
Doch was bringen Übungen bei Patienten mit Hypertonie? Das sollte eine Metaanalyse zeigen. Als Rangfolge der Wirksamkeit, um den SBP zu senken, geben die Autoren an: isometrisches Bewegungstraining (SUCRA: 98,3%), kombiniertes Training (75,7%), dynamisches Widerstandstraining (46,1%), aerobes Bewegungstraining (40,5%) und hochintensives Intervalltraining (39,4%). Eine Netzwerk-Metaanalyse ergab, dass speziell isometrische Kniebeugen und Laufen die wirksamsten Methoden zur Senkung des SBP (90,4%) bzw. des DBP (91,3%) sind.Grundlage der Angaben sind sogenannte SBP-Werte (Surface Under the Cumulative Ranking Curve), ein statistisches Verfahren der Auswertung.
Ist es denn Zeit für eine Paradigmenwechsel? Die Autoren der Studie räumen zwar ein, dass methodische Unterschiede bei klinischen Studien sowie Unterschiede bei statistischen und methodischen Verfahren und im Design der Übungen die Ergebnisse möglicherweise verzerrt haben könnten. Deshalb seien die Resultate auch mit Vorsicht zu interpretieren.Dennoch kommen sie zu dem Schluss, dass insgesamt isometrisches Bewegungstraining die wirksamste Methode ist, um sowohl den systolischen als auch den diastolischen Blutdruck durch nicht-medikamentöse Massnahmen zu senken.
Sehen sie hier eine kurze Sequenz zu isometrischen Übungen und deren Effekte:
Haftungsausschluss: Bilder und/oder Videos (falls vorhanden) in diesem Blog können urheberrechtlich geschützt sein. Alle Rechte verbleiben beim Inhaber dieser Rechte.
Time will tell. Wir werden sehen, ob solche Übungen tatsächlich den Blutdruck (stabil) senken können.Dazu werden noch eine Anzahl Studien nötig sein, mit Patienten. welche tatsächlich jeden Tag ihr Program an Isometrischem Training durchführen. Nochmal, time will tell.