Theragenomische Medizin und soziale Gewohnheiten: ein regelmäßig eingenommes Glas Wein kann bei einigen Patienten mit Typ 2 Diabetes zu einem besseren Lipid-Profil und besseren Blutzuckerwerten führen
Last Updated on November 25, 2015 by Joseph Gut – thasso
Darüber hinaus hatte die Gruppe der Patienten, welche randomisiert Weisswein statt Rotwein konsumierten, unter Fasten erheblich verbesserte Plasma Glukose Werte gegenüber den Patienten welche Mineralwasser statt Wein konsumierten. Die Patienten mit Weinkonsum (Rot- oder Weisswein) wiesen zudem gegenüber der Mineralwasser-konsumierenden Kontrollgruppe deutlich verbesserte Triglyzerid-Werte auf.
Die Studienteilnehmer wurden bezüglichen ihres genetischen Outfits an der Alkohol Dehydrogenase (ADH) untersucht. Die ADH katalysiert den ersten Schritt des Abbaus von Alkohol zu Acetaldehyd, welcher dann in einem weiteren Schritt durch die Aldehyd Dehydrogenase (ALDH) zu Acetat (Essigsäure), dem nächsten Abbauprodukt von Alkohol im Körper (siehe Schema) umgeformt wird. Es gibt verschiedene Formen der menschlichen ADH (unter anderen die ADH1A, ADH1B, ADH1C, ADH4, ADH5, etc.); genetische Variationen in der ADH1B führen zu unterschiedlichem Ausmass des initialen Alkoholabbaus in menschlichen Individuen. Träger des ADH1B*1 Alleles, sogenannte “Langsame Alkohol Metabolisierer” bauen dabei Alkohol langsamer ab als die Träger des ALDH1B*2 Alleles, den sogennanten “Schnelle Alkohol Metabolisierer”.
Es zeigte sich nun in der Studie, dass Patienten mit dem ADH1B*1 Allel (Langsame Alkohol Metabolisierer) verglichen mit der Gruppe der Patienten mit dem ADH1B*2 Allel (Schnelle Alkohol Metabolisierer) erhebliche Verbesserungen in der glykämischen Kontrolle aufwiesen, einschliesslich niedrigere Plasma-Glukose Werte bei Nüchternheit und HbA1c-Werte, unabhängig davon, ob die Patienten Rot-oder Weisswein zu sich nahmen.
Diese Studie zeigt, dass die Kenntnis der allelischen Varianten des ADH1B-Genes dazu betragen könnte, Patienten zu identifizieren, bei denen mäßiger Weinkonsum zu einer klinischen Verbesserung ihrer Krankheit, Typ 2 Diabetes in diesem Fall, führen könnte. Allerdings wären gross angelegte Studien mit einer viel grösseren Anzahl Patienten notwendig, um die beobachteten positiven Effekte der gegenwärtigen Studie zu bestätigen.
Ob sich aus den vorliegenden Erkenntnissen allerdings tatsächlich eine akzeptierte therapeutische Strategie für Träger gewisser allelischer Varianten am ADH1B-Locus ergibt, bleibt umstritten. Immerhin sind langfristige klinische Effekte des zu therapeutischen Zwecken kontrolierten und moderaten Alkoholkonsums in Patientent mit Typ 2 Diabetes noch nicht bekannt.