Gibt es genetische Zusammenhänge mit mentaler Belastung (Mental Load)?

Last Updated on May 23, 2025 by Joseph Gut – thasso
21. Mai 2025 – Schon mal davon gehört? Mental Load? Mentale Belastung bezeichnet und bezieht sich auf die tägliche Denkarbeit. Eine kognitive Aufgabe wie das Erinnern an die richtigen Lebensmittel mag zunächst nicht besonders anspruchsvoll erscheinen. Doch wenn sich diese unsichtbaren Aufgaben häufen und die Belastung zunimmt, kann dies ihre Beziehungen, ihre körperliche Gesundheit und ihr psychisches Wohlbefinden beeinträchtigen. Daher ist das Konzept der mentalen Belastung weitgehend psychologisch und soziokulturell geprägt.
Es überrascht nicht, dass es Möglichkeiten gibt, den Zusammenhang zwischen mentaler Belastung und Genetik zu untersuchen, insbesondere im Hinblick darauf, wie individuelle Unterschiede in kognitiven, emotionalen und stressbedingten Merkmalen das Erleben von mentaler Belastung beeinflussen können. Mögliche genetische Zusammenhänge mit mentaler Belastung sind beispielsweise:
1. Kognitive Kapazität und Ausführungsfunktion, beide von Genen (z. B. COMT, BDNF) betroffen, die das Arbeitsgedächtnis, die Aufmerksamkeit und die Multitasking-Fähigkeit beeinflussen, können die Bewältigung komplexer mentaler Aufgaben beeinflussen. Personen mit hoher exekutiver Funktion können die Anforderungen mentaler Belastung effizienter bewältigen, während Personen mit geringerer Kapazität stärkerem Stress ausgesetzt sind.
2. Stressreaktion und Resilienz können genetische Variationen in der HPA-Achse (z. B. CRHR1, FKBP5, NR3C1) beinhalten, die beeinflussen, wie Menschen auf anhaltende kognitive und emotionale Belastung reagieren. Menschen mit bestimmten Varianten können stressempfindlicher sein, wodurch sich die mentale Belastung schwerer anfühlt.
3. Neurotizismus und emotionale Sensibilität (sensorische Verarbeitung): Merkmale wie Neurotizismus, die teilweise vererbt werden, können beeinflussen, wie überfordert oder ängstlich sich jemand bei mentaler Belastung fühlt. Gene, die mit der Serotonin- (wie 5-HTTLPR (5-HTT)) und Dopaminregulation in Zusammenhang stehen, könnten hier eine Rolle spielen.
4. Geschlechts- und hormonelle Einflüsse: Da mentale Belastung ein soziokulturelles Phänomen ist, könnten geschlechtsspezifische genetische und hormonelle Unterschiede (z. B. die Wirkung von Östrogen auf Gedächtnis und Multitasking) die Wahrnehmung und Bewältigung mentaler Belastung beeinflussen.
Im Alltag sind Frauen überproportional belastet, was sich möglicherweise besser durch gesellschaftliche Normen als durch biologische Unterschiede erklären lässt. Psychische Belastung bei Frauen ist ein weit verbreitetes Problem, insbesondere in heterosexuellen Haushalten. Dort tragen Frauen oft die unsichtbare Last, Haushalt, Familie und Organisation des täglichen Lebens gleichzeitig zu bewältigen. Psychische Belastung bedeutet daher nicht nur, Aufgaben zu erledigen; es geht darum, diejenige zu sein, die erkennt, was zu tun ist, es plant und sicherstellt, dass es erledigt wird, oft während man gleichzeitig Arbeit, Pflege und emotionale Unterstützung unter einen Hut bringen muss.
Dazu kann eine unkontrollierbare Vielzahl sehr unterschiedlicher Aufgaben gehören, wie z. B. Essen planen, Kinderbetreuung organisieren, Arzttermine vereinbaren, Geschenke kaufen, sich an Schulveranstaltungen erinnern und ständig an Dinge denken, wie z. B. ob die Windeln knapp werden, die Kinder nächste Woche ein Schulprojekt haben oder ob der Klempner bestellt werden muss. Darüber hinaus sind Frauen mit der Belastung durch emotionale Arbeit und umfangreiches Multitasking konfrontiert, wie z. B. die emotionale Betreuung von Kindern, Partnern, Schwiegereltern oder Freunden, oft ohne Gegenleistung, und den häufigen Wechsel zwischen beruflichen und häuslichen Rollen, oft ohne mentale Auszeiten und ohne jegliche Anerkennung. Ihre Bemühungen bleiben oft unsichtbar und werden als selbstverständlich hingenommen, was zu innerer Frustration und emotionaler Erschöpfung führt.
Das heißt nicht, dass nicht auch Männer unter übermäßiger psychischer Belastung leiden könnten. Die Ursachen können einfach anders sein als bei Frauen. Bei Männern kann psychische Belastung durch den Druck der Erzieher entstehen, da viele Männer hohe Erwartungen an ihre finanziellen Versorger haben, was eine kontinuierliche psychische Belastung in Bezug auf Karriere, Einkommen und finanzielle Sicherheit ihrer Familien darstellt. Ähnlich wie Frauen, aber deutlich anders, können auch Männer mit unsichtbarer Arbeit leben, indem sie Haushaltsplanung, Erziehungspläne oder die Altenpflege übernehmen, die oft unerkannt bleibt, insbesondere wenn sie in erster Linie als „Helfer“ und nicht als gleichberechtigte Hausfrauen wahrgenommen werden. Manche Männer fungieren als emotionale Anker in ihren Familien oder Beziehungen, von denen erwartet wird, dass sie „stark bleiben“ oder die emotionalen Bedürfnisse anderer erfüllen, während sie ihren eigenen Stress oder ihre Ängste unterdrücken. Außerdem wird von Männern möglicherweise mehr häusliche Arbeit erwartet als in früheren Generationen, ohne dass sie immer die nötigen Mittel, Anerkennung oder Unterstützung erhalten, um diesen Wandel reibungslos zu bewältigen. Dies kann zu einer Isolation führen, einfach weil die psychische Belastung bei Männern seltener thematisiert wird. Viele fühlen sich in ihrer Erfahrung isoliert und denken, sie müssten sich einfach „wie ein Mann“ verhalten oder versagen, wenn sie sich überfordert fühlen.
Es gibt sowohl für Frauen als auch für Männer Vorschläge, wie man mentale Belastung bewältigen und, wenn möglich, reduzieren kann: Mentale Belastung teilen, indem Partner nicht nur aktiv an Aufgaben teilnehmen, sondern auch gemeinsam darüber nachdenken und planen. Benennen Sie auch das Problem, denn allein das Erkennen und Sprechen über die mentale Belastung kann stärkend wirken und die Dynamik verändern. Ebenso gibt es Tools wie gemeinsame Kalender, Checklisten oder Apps, die unsichtbare Arbeit für alle sichtbar machen. Setzen Sie außerdem Grenzen und nehmen Sie sich Ruhe und Zeit für sich selbst, ohne Schuldgefühle.
Befreien Sie sich auf jeden Fall von Selbstisolation, Selbstüberforderung (auch mentaler und nicht physischer Natur) und Selbstschuldgefühlen. Keine leichte Aufgabe.
Beachten Sie ein eindrucksvolles Zitat der Comiczeichnerin Emma (die den Begriff mit ihrem Comic „Fallait demander“ populär machte): „Du hast mich nicht gebeten, mich darum zu kümmern, aber ich habe gemerkt, dass es getan werden muss, und ich habe es getan. Das ist Mental Load.“
Hier finden Sie eine Sequenz zu verschiedenen Aspekten der mentalen Belastung (Mental Load):
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