Genetische Basis für die Anfälligkeit und die Schwere der Covid-19 Erkrankung

Genetische Basis für die Anfälligkeit und die Schwere der  Covid-19 Erkrankung

Last Updated on July 17, 2021 by Joseph Gut – thasso

15. Juli 2021 – Warum erkranken manche Menschen so schwerwiegend, manchmal fatal an Covid-19 nach einer SARS-CoV-2-Infektion? Und warum erkranken im Gegensatz dazu manche Infizierte kaum oder gar nicht? Die Antwort kann sein, dass man mit der DNA des betroffenen Individiums sprechen muss, also mit der ganz persönlichen genetischen Ausstattung jedes Einzelnen.

Nach neuesten Untersuchungen eines internationalen Forscher-Teams gibt es mehr als ein Dutzend Bereiche (sogennante Loci) des Genoms, die mit der Anfälligkeit für SARS-CoV-2-Infektionen und/oder der Schwere der Covid-19-Krankheit in Verbindung stehen, wie in einem kürzlich in Nature veröffentlichten Bericht zu entnehmen ist.

Mitglieder der COVID-19 Host Genetics Initiative haben genetische und klinische Daten von bis zu 49.562 Personen europäischer, afrikanischer, nahöstlicher, südasiatischer, ostasiatischer oder gemischter amerikanischer Abstammung zusammengetragen, die in 19 Ländern wegen Covid-19-Infektionen behandelt wurden , auf der Suche nach genetischen Varianten, die bei diesen Personen im Vergleich zu etwa 2 Millionen SARS-CoV-2-freien Kontrollpersonen aus derselben Population überrepräsentiert waren. Die Autoren dieses Berichts hoben hervor, dass das Arbeitsmodell der vorliegenden Studie zur massiven internationalen Zusammenarbeit unterstreicht, was für zukünftige genetische Entdeckungen bei aufkommenden Pandemien oder sogar bei jeder komplexen menschlichen Krankheit möglich ist.

Genomweite Assoziationsstudien (GWAS)

Mit einer Handvoll genomweiter Assoziationsstudien-Metaanalysen hob das Team 13 Loci mit signifikanten Verbindungen zu SARS-CoV-2-Infektionen hervor, einschließlich verschiedener Loci, die mit der Infektionsanfälligkeit oder dem Covid-19-Schweregrad verbunden sind. Zu den Bereichen, die im Allgemeinen mit einer Infektion in Verbindung gebracht wurden, gehörten beispielsweise der ABO-Lokus auf Chromosom 9 sowie ein Lokus auf  Chromosomen 3 (3p21.31), welcher schon in der Vergangenheit mit der Schwere der Covid-19-Krankheit in Verbindung gebracht wurde.

Das Team berichtete und lieferte mögliche Hinweise für gezielte Therapieoptionen an Loci mit genomweiten signifikanten Verbindungen zu Covid-19, die dazu neigten, in Genen oder Signalwegen aufzutauchen, die zuvor mit Lungenkrebs oder Lungenfunktionen in Verbindung gebracht wurden (wie zum Beispiel das FOXP4-Gen), Autoimmun-Erkrankungen oder entzündliche krankheitsbedingte Prozesse.

Darüber hinaus sahen die Forscher mit Hilfe der Mendelschen Randomisierung inzwischen kausale Zusammenhänge zwischen besonders schweren COVID-19-Fällen und Faktoren wie Rauchen oder Body-Mass-Index. Andererseits schienen frühere Diagnosen von Typ-2-Diabetes das Risiko einer schweren Erkrankung bei infizierten Personen entgegen früheren Annahmen nicht zu erhöhen.

Abstammung: Variation in Basis der Anfälligkeit und Schwere von Covid-19

In jedem Fall könnte die medizinische Gemeinschaft umso besser gerüstet sein, um die Covid-19 Krankheit zu bewältigen, je mehr man bei deren Behandlung weis. Obwohl die Studie genetisch unterschiedliche Studiengruppen umfasste, waren etwa 80 % der Teilnehmer europäischer Abstammung. Um diese Krankheit auf globaler Ebene besser zu verstehen, müssen Studien mit einer größeren Anzahl von Personen anderer Abstammungsgruppen durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass die Ergebnisse auch für Personen nicht europäischer Abstammung gelten.

Tatsächlich schien in dem bisher betrachteten internationalen Datensatz das oben erwähnte FOXP4-Gen, das mit Lungenkrebs in Verbindung steht, häufiger bei Personen aus ostasiatischen, gemischten amerikanischen und nahöstlichen Bevölkerungsgruppen im Vergleich zu Personen europäischer Abstammung zu finden. Die Forscher analysieren die verfügbaren Daten vertieft bezüglich zusätzlichen genetischen und klinischen Hinweisen, um noch besser zwischen der Anfälligkeit einer Person für eine SARS-CoV-2 Infection und dem Schweregrad der aktuellen Covid-19 Krankheit zu unterscheiden, und die damit assoziierten Loci (d.h,, involvierten Gene und deren Varianten) detaillierter zu beschreiben, um Patientinnen/Patienten mit Anfälligkeiten für die SARS-CoV-2 Infektionen und vor allem jene mit Veranlagungen für schwere Covid-19-Erkrankung früh zu erkennen und gezielt behandeln zu können.

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Professor in Pharmakologie und Toxikologie. Experte in theragenomischer und personalisierter Medizin und individualisierter Arzneimittelsicherheit. Experte in Pharmako- und Toxiko-Genetik. Experte in der klinischen Sicherheit von Arzneimitteln, Chemikalien, Umweltschadstoffen und Nahrungsinhaltsstoffen.