BfArM warnt vor Anwendung melanotanhaltiger Produkte für kosmetische Zwecke

Last Updated on December 2, 2015 by Joseph Gut – thasso

16. November 2010 – In einer Pressemitteilung vom 14. Oktober 2010 rät das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) dringend davon ab, melanotanhaltige Produkte aus nicht genau bestimmbaren Internetquellen zu beziehen und für kosmetische Zwecke anzuwenden.

Im Internet werden Produkte angeboten, die die Stoffe Melanotan I oder Melanotan II enthalten. Einige sind zur Injektion eines Implantats vorgesehen, d.h. über kleine Stäbchen, die unter der Haut ins Fettgewebe eingesetzt werden. Dort geben sie den Wirkstoff in den Körper ab und lösen sich langsam auf. Neuerdings werden die Wirkstoffe auch in Kapseln oder Nasensprays angeboten. Melanotan fördert die Bildung von Melanin, ein körpereigener Stoff, der für die dunkle Färbung der Haut verantwortlich ist. Melanotan I und II werden deshalb vor allem zur einfachen Bräunung der Haut ohne Sonnenbad angeboten.

Die Anwendung melanotanhaltiger Produkte ist mit Gefahren für die Gesundheit verbunden. Diese betreffen, soweit bekannt, das Herz-Kreislaufsystem, den Verdauungstrakt und unbeabsichtigte Veränderungen der Hautfärbung. Die Selbstinjektion eines Melanotan-Implantats kann mit der Gefahr von Infektionen verbunden sein.

Melanotanhaltige Produkte sind bisher nicht als Arzneimittel zugelassen. Ihre stoffliche Qualität, die Sicherheit und Wirksamkeit in den beanspruchten Anwendungsgebieten sind nicht ausreichend untersucht. Allerdings wird zurzeit in klinischen Prüfungen untersucht, ob Melanotan I (Afamelanotid) bei hellhäutigen Personen zur Vorbeugung von Hautreaktionen nach intensiver UV-Bestrahlung geeignet ist. Zur Behandlung einer seltenen, genetisch bedingten Stoffwechselerkrankung, die mit einer erhöhten Lichtempfindlichkeit einhergeht (erythropoetische Protoporphyrie), kann Afamelanotid im Rahmen eines Arzneimittelhärtefallprogramms angewendet werden:

Melanotanhaltige Produkte werden von verschiedenen, z. T. deutschsprachigen Anbietern im Internet angeboten und beworben. Das BfArM rät in diesem Zusammenhang nochmals davon ab, Präparate oder Arzneimittel aus unsicheren Internetquellen zu erwerben.

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Professor in Pharmakologie und Toxikologie. Experte in theragenomischer und personalisierter Medizin und individualisierter Arzneimittelsicherheit. Experte in Pharmako- und Toxiko-Genetik. Experte in der klinischen Sicherheit von Arzneimitteln, Chemikalien, Umweltschadstoffen und Nahrungsinhaltsstoffen.