BfArM: Strengere kardiovaskuläre Überwachung zu Beginn der Therapie mit Fingolimod [Gilenya] bei Patienten mit schubförmig-remittierend verlaufender Multipler Sklerose

Last Updated on November 30, 2015 by Joseph Gut – thasso

27. Januar 2012 – Das BfArM hat heute mitgeteilt, dass ein “Rote Hand Brief” betreffend Fingolimod [Gilenya] mit untenstehendem Wortlaut von der Firma Novartis Pharma versandt wurde.

________________________

Novartis möchte Sie über wichtige zusätzliche Empfehlungen zu mit Fingolimod [Gilenya] informieren. Diese betreffen eine intensivere Überwachung der kardiovaskulären Funktionen innerhalb der ersten 6 Stunden nach Behandlungsbeginn mit Fingolimod [Gilenya], die, wenn erforderlich, über die 6 Stunden hinaus noch weitergeführt werden sollte.

Fingolimod [Gilenya] kann nach der ersten Dosis bekanntlich eine vorübergehende Bradykardie verursachen und möglicherweise einen AV-Block auslösen, worauf in der aktuellen Fachinformation bereits hingewiesen wird. Die im Folgenden angegebenen zusätzlichen Empfehlungen basieren auf Fallberichten von Patienten mit unerwünschten kardiovaskulären Ereignissen, darunter der Fall einer Patientin, die nach der erste Gabe von Fingolimod [Gilenya] aus bislang unbekannter Ursache verstarb.

In Übereinstimmung mit der Europäischen Arzneimittelagentur gelten für Patienten, die mit Fingolimod [Gilenya] behandelt werden sollen, ab sofort die folgenden Empfehlungen:

Bei allen Patienten, die mit der Behandlung beginnen, sollte die Überwachung während der ersten 6 Stunden nach Verabreichung von Fingolimod [Gilenya] folgende Maßnahmen beinhalten:

  • – Ein 12-Kanal-EKG vor der Erstgabe und 6 Stunden nach der ersten Dosis
  • – Eine kontinuierliche 6-stündige EKG-Überwachung
  •  – Stündliche Messungen von Blutdruck und Herzfrequenz

 Bei Patienten mit Hinweisen auf klinisch bedeutsame kardiale Auffälligkeiten sollte die Überwachung bis zu deren Rückbildung weitergeführt werden. Eine Fortführung der Überwachung wird bei Vorliegen eines der folgenden Kriterien empfohlen:

A) Zum Zeitpunkt von 6 Stunden nach der ersten Gabe das Vorhandensein von:

  •  – Herzfrequenz < 40 Schläge pro Minute
  • – Rückgang der Herzfrequenz um mehr als 20 Schläge pro Minute im Vergleich zum Ausgangswert
  • -Persistierendem neu aufgetretenem AV-Block 2. Grades, Typ Mobitz 1 (Wenckebach)

 B) Während der 6-stündigen Überwachung das Auftreten von:

  • – Symptomatischer Bradykardie
  • – Neu aufgetretenem AV-Block 2. Grades, Typ Mobitz 2
  • – Neu aufgetretenem AV-Block 3. Grades

Weitere Informationen zur Sicherheitsbewertung Novartis hat Fallberichte zu kardiovaskulären Ereignissen erhalten, darunter eine Spontanmeldung über eine 59-jährige Patientin mit Multipler Sklerose, die innerhalb von 24 Stunden nach Einnahme der ersten Dosis von Fingolimod [Gilenya] verstarb. Die Patientin wurde aufgrund von Hypertonie mit Metoprolol und Amlodipin behandelt. Die genaue Todesursache dieser Patientin ist derzeit noch nicht bekannt.

Die aktualisierten Empfehlungen sollen ein mögliches kardiovaskuläres Risiko während der Behandlung mit Fingolimod [Gilenya] verringern. Auf Verlangen der Europäischen Arzneimittelagentur führt Novartis derzeit eine vollständige Überprüfung der kardiovaskulären Ereignisse durch, wobei Daten aus klinischen Studien und Erfahrungen nach der Markteinführung eingeschlossen sind. Der Inhalt dieses Schreibens wurde mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizin¬produkte abgestimmt.

Aufforderung zur Meldung

Angehörige der Gesundheitsberufe sollten alle Verdachtsfälle unerwünschter Arzneimittel¬wirkungen im Zusammenhang mit der Anwendung von Fingolimod [Gilenya] melden (siehe unten). Verdachtsfälle von unerwünschten Arzneimittelwirkungen sollten gemeldet werden an das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Kurt-Georg-Kiesinger Allee 3, 53175 Bonn, Fax-Nr.: 0228/207-5207 oder elektronisch über das Internet an: www.bfarm.de. Verdachtsfälle unerwünschter Arzneimittelwirkungen sollten auch an den pharmazeutischen Unternehmer Novartis Pharma GmbH per Fax (0911/273-12985) oder per E-Mail  (ams.novartis@novartis.com) gemeldet werden.

Weitere Informationen Sollten Sie Fragen haben oder weitere Informationen zur Anwendung von Fingolimod [Gilenya] benötigen, wenden Sie sich bitte an: Novartis Pharma GmbH, Infoservice, Roonstraße 25, 90429 Nürnberg, Telefon 01802/23 23 00, oder per E-Mail: Infoservice.novartis@novartis.com

Print Friendly, PDF & Email

Professor in Pharmakologie und Toxikologie. Experte in theragenomischer und personalisierter Medizin und individualisierter Arzneimittelsicherheit. Experte in Pharmako- und Toxiko-Genetik. Experte in der klinischen Sicherheit von Arzneimitteln, Chemikalien, Umweltschadstoffen und Nahrungsinhaltsstoffen.

1 Comment on “BfArM: Strengere kardiovaskuläre Überwachung zu Beginn der Therapie mit Fingolimod [Gilenya] bei Patienten mit schubförmig-remittierend verlaufender Multipler Sklerose

  1. Gemäss dem neuesten Rote-Hand-Brief des BfArM informiert die Novartis folgendermassen über Kontraindikationen von Fingolimod (Gilenya):

    Die Warnungen für die Anwendung von Fingolimod (Gilenya®) bei Patienten mit vorbestehenden kardialen Erkrankungen sind verstärkt worden; Fingolimod ist jetzt kontraindiziert bei:

    – Patienten mit Myokardinfarkt, instabiler Angina pectoris, Schlaganfall, transitorisch
    einreichen, alles darüber hinaus kann leider nicht mehr berücksichtigt werden.
    ischämischer Attacke, dekompensierter Herzinsuffizienz (stationäre Behandlung
    erforderlich) oder New York Heart Association (NYHA) Klasse III/IV-Herzinsuffizienz in den vorhergehenden 6 Monaten.

    – Patienten mit schweren Herzrhythmusstörungen, die eine anti-arrhythmische Behandlung mit Antiarrhythmika der Klasse Ia (z.B. Chinidin, Procainamid, Disopyramid) und Klasse III (Kaliumkanalblocker, z.B. Amiodaron, Sotalol, Ibutilid, Dofetilid) erfordern.

    – Patienten mit einem AV-Block 2. Grades Typ Mobitz II oder einem AV-Block 3. Grades, oder Sick-Sinus-Syndrom, wenn Sie keinen Herzschrittmacher tragen.

    – Patienten mit einem bestehenden QTc-Intervall ≥ 500 Millisekunden.

    Lesen Sie den Rote-Hand-Brief hier:

    https://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Pharmakovigilanz/DE/RHB/2017/rhb-gilenya.pdf?__blob=publicationFile&v=2